Glacier Express

Glacier Express

Der Glacier Express wird oft als der langsamste Schnellzug der Welt bezeichnet, da er für die rund 290 km lange Strecke von St. Moritz über Chur nach Zermatt fast acht Stunden benötigt. Auf seinem Weg durch die Schweizer Alpen fährt er über 291 Brücken und durch 91 Tunnel. Seit der Eröffnung des Furka-Basistunnels zwischen Realp und Oberwald im Jahr 1982 ist ein ganzjähriger Betrieb möglich.

Der Glacier Express ist vor allem bei Touristen beliebt. Er fährt auf den Schienennetzen der Rhätischen Bahn (RhB) und der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) durch die Kantone Graubünden, Uri und Wallis. Er bedient die Stationen St. Moritz, Celerina, Samedan, Bergün, Filisur, Tiefencastel, Thusis, Chur, Disentis/Mustér, Andermatt, Fiesch, Brig und Zermatt.

Der Glacier Express auf der Albulalinie

Der Glacier Express befährt die ganze Albulastrecke von St. Moritz bis Thusis. Er startet in St. Moritz auf 1775 m. ü. M. im Kanton Graubünden und folgt dem Hochtal Engadin bis nach Bever. Dort biegt er Richtung Nordwesten ab, um durch den 5865 m langen Albulatunnel nach Preda zu fahren. Durch mehrere Spiral- und Kehrtunnel geht die Fahrt dann hinab nach Bergün und weiter nach Filisur auf 1080 m. ü. M. Kurz nach Filisur überquert der Zug das weltbekannte, 136 m lange und 65 m hohe Landwasserviadukt und weiter unten bei Solis dann schliesslich das Solis Viadukt über den Fluss Albula. Wenig später wird das Ende der Albulalinie bei Thusis erreicht. Von hier sind es nur noch etwa 27 Kilometer bis nach Chur, die Hauptstadt Graubündens. Chur ist mit 584 m. ü. M. der tiefstgelegene Ort der Reise des Glacier Express. Hier ändert der Zug seine Fahrtrichtung, um nach Disentis/Mustér weiterzufahren.

Glacier Express 903 bei der Einfahrt in Chur (Ge 4/4 II 623 "Bonaduz")
Glacier Express 903 bei der Einfahrt in Chur (Ge 4/4 II 623 „Bonaduz“)

Durch die Rheinschlucht nach Disentis

Der Zug fährt von Chur bis Reichenau-Tamins dieselbe Strecke zurück, von der er vorher bereits gekommen ist. Nach diesen rund 10 Kilometern zweigt die Strecke nach Disentis rechts ab, während es links wieder Richtung St. Moritz ginge. Hier am Zusammenfluss des Vorder- und Hinterrheins wird zuerst der Hinter- und dann der Vorderrhein überquert. Weiter geht die Fahrt dann durch die bis zu 400 Meter tiefe und ca. 13 km lange Rheinschlucht (rätoromanisch Ruinaulta) bis nach Ilanz. Die Rheinschlucht wurde nach dem Flimser Bergsturz vor knapp 10’000 Jahren durch den Vorderrhein geformt. Sie kann auch von oben betrachtet werden. Ein beliebter Aussichtspunkt nennt sich „Il Spir“ („Der Mauersegler“) und kann von Flims in ca. einer Stunde zu Fuss erreicht werden.

In Ilanz, der ersten Stadt am Rhein, hält der Glacier Express nicht. Der Zug fährt weiter dem Vorderrhein entlang durch den Bündner Bezirk Surselva und erreicht Disentis (rätoromanisch Mustér) auf einer Höhe von 1130 m. ü. M. Hier endet das Netz der Rhätischen Bahn und dasjenige der Matterhorn Gotthard Bahn beginnt. Die RhB-Lok wird durch eine MGB-Lok abgelöst, die auch Zahnradstrecken befahren kann. Zwischen Disentis und Zermatt gibt es nämlich mehrere Zahnradabschnitte, die von den Rhb-Loks nicht bewältigt werden können.

Über den Oberalppass nach Andermatt

Zwischen Disentis und Segnas durchfährt der Glacier Express den ersten Zahnradabschnitt mit einer Steigung von 70 Promille. Über eine zweite Zahnradstrecke mit einer Steigung von 110 Promille zwischen Dieni und dem Oberalppass erreicht der Zug die höchste Stelle der gesamten Strecke. Der Bahnhof Oberalppass befindet sich auf 2033 m. ü. M. direkt am Oberalpsee.

Nach einer kurzen Fahrt am Oberalpsee entlang stoppte der Glacier Express am 31. März 2018 für einen 10-minütigen Fotohalt in Nätschen. Bei diesem Fotohalt handelt es sich gemäss dem offiziellen  Glacier Express Boardmagazin 2018 um einen Testbetrieb. Leider war die Sicht an dem Tag stark eingeschränkt, sodass es für ein schönes Panoramafoto nicht gereicht hat.

Glacier Express 903 beim Fotohalt in Nätschen, Uri (MGB HGe 4/4 II 2 „Monte Rosa“)

Ab Nätschen führt die Strecke dann über mehrere Kehren bei einem Gefälle von 110 Promille nach Andermatt hinunter, wo der Glacier Express den nächsten Halt einlegt. In Andermatt gibt es Umsteigemöglichkeiten nach Göschenen. Die Züge der MGB fahren durch die Schöllenenschlucht steil hinunter bis nach Göschenen, wo sich das Nordportal des Gotthard-Scheiteltunnels befindet.

Durch den Furka-Basistunnel ins Goms

Von Andermatt sind es noch knapp 9 km bis nach Realp, wo der Glacier Express im Furka-Basistunnel verschwindet. Der 15.4 Kilometer lange Furka-Basistunnel zwischen Realp und Oberwald wurde 1982 eröffnet. Davor fuhr der Glacier Express über die Furka-Bergstrecke hoch bis auf 2162 m. ü. M. Aufgrund der Lawinengefahr konnte die Strecke im Winter allerdings nicht befahren werden. Heute fährt der Glacier Express ganzjährig durch den Tunnel. In den Sommermonaten wird die Furka-Bergstrecke weiterhin mit Dampfzügen befahren. Der Rhonegletscher, den man auf dieser Strecke noch sehen kann, gab dem Glacier Express ursprünglich seinen Namen.
Furka-Dampfbahn: https://www.dfb.ch

Nach dem Verlassen des Furka-Basistunnels erreicht der Zug den Walliser Bezirk Goms. Ab hier verläuft die Bahnstrecke für längere Zeit entlang des Flusses Rhone/Rotten bis hinunter nach Brig und schliesslich Visp auf 647 m. ü. M. Brig ist der letzte Halt vor der Endstation Zermatt. Zwischen Brig und Visp verlaufen die Gleise der SBB und der MGB parallel, bis in Brig die MGB-Strecke ins Mattertal abzweigt. Die Bahnhöfe Brig und Visp sind ausserdem wichtige Knotenpunkte. Es verkehren regelmässig Züge nach Romanshorn über Spiez, Thun, Bern und Zürich HB, nach Basel SBB über Spiez, Thun, Bern und Olten, nach Genf Flughafen über Sion, Lausanne und Genf und nach Milano Centrale über Domodossola.

Durchs Mattertal nach Zermatt

Von Visp bis Zermatt hat der Glacier Express noch einmal fast 1000 Höhenmeter zu überwinden. Mehrere, steilere Abschnitte sind wiederum mit Zahnstangen ausgestattet. Die steilste Neigung von 125 Promille hat der Zug zwischen Ackersand und Kalpetran zu bewältigen. Die Fahrt durchs Mattertal dauert eine gute Stunde. Hierbei ist man umgeben von den höchsten Bergen der Schweiz. 34 der 82 Viertausender der Alpen umgeben das Mattertal. Dazu gehört die Dufourspitze, mit 4634 m der höchste Berg der Schweiz, sowie das 4478 m hohe Matterhorn, einer der bekanntesten Berge der Welt.

Der Bahnhof von Zermatt liegt auf 1605 m. ü. M. Wer noch höher hinaus möchte, hat zahlreiche Möglichkeiten. Mit mehreren Seilbahnen erreicht man das 3883 m hohe Klein Matterhorn. Die Bergstation des Matterhorn glacier paradise ist damit die höchste Bergbahnstation Europas. Doch auch vom 3135 m hohen Gornergrat hat man bei gutem Wetter eine fantastische Aussicht auf 29 Viertausender.

Höhenprofile

St. Moritz – Chur
Chur – Andermatt
Andermatt – Zermatt

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